Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) bezeichnet die Anzahl Staustunden auf dem Nationalstraßennetz als ein zentrales Problem und hat Maßnahmen des Verkehrsmanagements zur Verbesserung des Verkehrsfluss benannt. Das ASTRA hat Rapp mit der Erarbeitung der Maßnahme „Evaluierung der Nutzung von Abstandshaltesystemen und Platooning“ beauftragt.
Das Potenzial von LKW-Platooning
Noch sind die technischen und rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben, Pilotprojekte mit LKWs im europäischen Raum zeigen jedoch, dass das Potenzial vorhanden ist und in den kommenden Jahren LKW-Platoons das Bild auf den Nationalstraßen prägen könnten.
Die Automatisierung im Verkehr kommt auf leisen Pfoten. Viele Premium- und Mittelklasse-Fahrzeuge verfügen bereits heute über Assistenz-Systeme zur Abstandshaltung und zur Spurführung. Und auch die LKWs halten mit den Entwicklungen Schritt und erproben in Feldtests die Möglichkeiten des Platooning, des Kolonnenfahrens mit geringen Abständen, dank Vernetzung. Die EU hat zu diesem Zweck 2016 eine ‚Truck Platooning Challenge‘ durchgeführt und das Thema medienwirksam bekannt gemacht. Die umliegenden Länder könnten also schon in ein paar Jahren LKW-Platooning auf ihren Autobahnen zulassen.
Das Schlüsselwort heißt Vernetzung
Platooning nutzt die modernen Assistenzsysteme und vernetzt die Fahrzeuge untereinander, so dass nur das führende Fahrzeug (Zugfahrzeug) konventionell fährt, während die folgenden Fahrzeuge (Folgefahrzeug) automatisiert dem Zugfahrzeug folgen. Geschwindigkeit, Abstand und Spurführung sowie Bremsen und Beschleunigen der Folgefahrzeuge erfolgen über die Assistenzsysteme, der Fahrer kann sich ausruhen und muss sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren.
Dank Vernetzung sind alle Informationen des Zugfahrzeugs sofort auf die Folgefahrzeuge übertragbar. So erfordert der Bremsweg keine Reaktionszeit mehr, die Fahrzeuge können in kurzen Abständen im Windschatten hintereinanderfahren und so bis zu 10% Treibstoff sparen.
Platooning – Der Heilsbringer für den Autobahnverkehr?
Kürzere Abstände schaffen mehr freie Verkehrsfläche und erhöhen die Leistungsfähigkeit. Auf den ersten Blick scheint Platooning in der Tat der Heilsbringer für die Überlastungen auf dem Hochleistungsstraßennetz zu sein. Doch dies gilt nur, solange die Fahrzeuge auch tatsächlich als Platoon in kurzen Abständen fahren können. In Situationen, bei denen der Platoon aufgelöst werden muss – bei Ein- und Ausfahrten oder in Tunneln – sind für eine sichere Fahrt hingegen größere Abstände zwischen den Fahrzeugen erforderlich als heute üblich. Zudem erfordert die Auflösung und die Bildung des Platoons immer eine gewisse Zeit und Länge. Bei einer dichten Abfolge von Ein- und Ausfahrten resultiert daraus eine ständige Handorgel-Bewegung – kein Indiz für eine hohe Leistungsfähigkeit.
Planfall Schweizer Nationalstraßennetz
Rapp durfte für das ASTRA die Chancen und Risiken des Einsatzes von Platooning auf den Schweizer Nationalstraßen evaluieren. Dazu wurden die betrieblichen Abläufe von Platooning hergeleitet und auf das Schweizer Nationalstraßennetz angewendet. Dabei hat sich gezeigt, dass unter den heute geltenden gesetzlichen Regelungen (LKWs fahren rechts, Geschwindigkeit LKW = 80 km/h) die hohe Dichte an Ein- und Ausfahrten keinen effizienten Platoon-Betrieb erlauben.
Würden jedoch im Zuge der Automatisierung die Verkehrsregeln überarbeitet und beispielsweise für Platoons höhere LKW-Geschwindigkeiten zugelassen und/oder auf der linken Fahrspur angeordnet, würden sich durchaus gewisse Strecken für Platooning anbieten, aber nicht alle. Im Vordergrund stehen die großen Autobahn-Beziehungen West – Ost und Nord – Süd. Deshalb empfiehlt Rapp Trans in den nächsten Jahren einen Pilotversuch auf einer Teilstrecke zu starten und aufzuzeigen, wie ein sicherer Platoon-Betrieb in der Praxis funktionieren kann.
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Erik Schaarschmidt
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Eckdaten
Kunde: ASTRA Bundesamt für Straßen
Zeitraum: 2017
Partner: ohne Partner